zurück zur Tour-Übersicht

Tour de France 2009

Dieses Jahr wollten wir unseren kleinen Traum wahr machen und endlich auch einmal einige der berühmtesten und schwersten Anstiege im Radsport bezwingen. Das Ganze verknüpften wir mit einem Besuch der Tour de France 2009. Die freie Zeit neben der Arbeit nutzten wir für eine gute Vorbereitung und fuhren unmittelbar vorher die bisher schwierigste Gränitztour. Insgesamt drei Teilnehmer machten sich im Wohnmobil auf den Weg nach Frankreich.

Tourstart

Nach einer sehr langen Fahrt ohne größere Pausen in der Nacht kamen wir bei unserer ersten Station in Bourg St. Maurice an. Wie man unten sieht hatten wir dort nur wenig Platz. Das kümmerte uns natürlich wenig, da Erholung nicht unbedingt die höchste Priorität hatte.

Wohnmobil Wohnmobil

Les Arcs

Profil Les Arcs (klicken um Profil zu vergrößern)

Les Arcs
Länge: 25 km
Höhendifferenz: 1315 m
Steigung: 5,3%

Tatsächlich ließen es sich die Tourteilnehmer nicht nehmen bereits am Ankunftstag nach langer Reise die Form etwas anzutesten. Dazu wurde der Anstieg in Les Arcs mehr oder weniger weit hoch gefahren. Der Anstieg ist relativ gleichmäßig und man hat einen sehr schönen Blick auf den Mt. Blanc. Nach dem Flachstück folgten allerdings noch 4, bedingt durch die Zunahme des Windes und der Erschöpfung, sehr schwierige Kilometer. Die Abfahrt ist auf Grund des teilweise schlechten Belages auch nur bedingt ein Genuss.

Petit St. Bernard

Profil St. Bernard

Petit St. Bernard
Länge: 29,6 km
Höhendifferenz: 1375 m
Steigung: 4,7%

Zur ersten Touretappe und als offizieller Auftakt unserer Frankreichtour wurde der Petit St Bernard befahren. Es ist ein sehr gleichmäßiger langer Berg mit verhältnismäßig niedriger mittlerer Steigung. Dadurch lässt er sich auch gut durch Fahrer bezwingen, die keine ausgewiesenen Bergspezialisten sind. Die letzten Höhenmeter sind schwieriger durch Gegenwind und einige Rampen (relativ zum Rest des Berges). Leider konnte ein Teil des Feldes durch den Bruch einer Speiche nicht den kompletten Anstieg fahren. Während des Anstiegs boten sich sehr schöne Ausblicke auf die zahlreichen umliegenden Berge. Auf dem Gipfel war die Vorbereitung für die Tour de France Etappe bereits in vollem Gange.

Ausblick vom St. Bernard
Sebastian am Petit St Bernhard Ankunft am Gipfel Vorbereitungen für die Tour

Touretappe über Grand und Petit St. Bernard

Wir fuhren auf der anderen Seite des Anstiegs etwa einen Kilometer bergab und warteten dort auf die Tourfahrer. Nach einer Weile kam wie erwartet die Werbekarawane inklusive unzähliger Fahrzeuge der Tour de France Organisation. Wir sammelten einige mehr oder weniger nützliche Werbegeschenke, die uns zugeworfen worden. Später kam das in viele kleine Gruppen zersplitterte Feld der Tourfahrer. Angeführt wurden sie von einer 3-Mann-Spitzengruppe, aus der der spätere Sieger Astarloza kam. Dahinter folgten vereinzelt Fahrer aus der einstigen Spitzengruppe. Die Favoriten um Contador wurden von Jens Voigt angeführt. Eine weitere Gruppe mit Sastre dahinter kämpfte um den Anschluss und konnte ihn bis zum Ziel wiederherstellen.

Start der Werbekarawane Werbekarawane: Bbox Bouyges Telecom
Fan an der Strecke Retter der Ehre der Sachsen
Favoriten um Contador Spitzengruppe

Wegen der gebrochenen Speiche und einem Schaltungsproblem an einem anderen Rad, nutzen wir den Transfer zum Mont Ventoux für einen Abstecher zu einem Radladen. Da die Reparatur, einschließlich Mittagspause, einige Stunden dauerte, bauten wir unser Mobil auf dem idyllischen Parkplatz vorm "Velo"-Laden auf. Dabei stellten wir fest, dass wir unterwegs ein Fenster(!) verloren haben. Die genauen Umstände sind ein bis heute offenes Rätsel. Einige Forscher spekulieren über ein nicht vollständig geschlossenes Fenster und das Streifen eines Astes während der Fahrt. Nachdem beide Räder repariert waren - immerhin mussten Prioritäten gesetzt werden, fuhren wir weiter zum sagenumwobenen Mont Ventoux.

Warten auf unsere Fahrräder

Mont Ventoux

auf der Fahrt zum Mt. Ventoux
Mont Ventoux von Bedoin
Länge: 21,4 km
Höhendifferenz: 1622 m
Steigung: 7,6%

Höhepunkt unserer Frankreich-Rundfahrt war ein dreitägiger Aufenthalt am Mont Ventoux. Der Anstieg flößt selbst guten Radsportlern Respekt ein. Am ersten Morgen nach unserer Ankunft fuhren wir die schwierigste Seite von Bedoin. Der Berg beginnt unten flach, allerdings mit Gegenwind. Durch einige Orte geht es in den Wald. Dort ist die Steigung beständig hoch und lässt dem Fahrer keinen Moment der Erholung. Nach dem Überwinden der Baumgrenze kommt man in eine karge, fast surreal wirkende Mondlandschaft. Dort macht der Berg seinem Namen ("Der Windige") alle Ehre. Den letzten Kilometer mussten wir bei 11% Steigung gegen den mit etwa 50 km/h wehenden Wind fahren und kamen so mit letzter Kraft auf dem Gipfel an.

Profil Mt. Ventoux von Bedoin (klicken um Profil zu vergrößern)

kahler Ventoux über der Baumgrenze Verpflegungsstation Jens am Gipfel des Ventoux (Beweisfoto)

Route Touristique - Sault - Ventoux

Mont Ventoux von Sault
bis Chalet Reynard

Länge: 18,3 km
Höhendifferenz: 725 m
Steigung: 4,0%

Am Tag nach der schwierigen Eroberung des Ventoux haben wir uns erholt sind wir den Mont Ventoux von einer anderen Seite bis zur Kreuzung 6 Kilometer vor dem Gipfel hochgefahren. Vorher sind wir jedoch eine malerische Runde entlang der "Route Touristique" in die kleine Stadt Sault gefahren. An den Felsen entlang durch einige Vorsprünge gelangt man dort langsam immer höher und hat einen schönen Blick ins Tal. Landschaftlich gesehen war dies vermutlich die schönste Runde im Frankreich-Urlaub. Angekommen in Sault ging es in sportlichem Tempo wieder den Ventoux nach oben bis Chalet Reynard und von dort, nach insgesamt 80 Kilometern, zum inzwischen heimisch gewordenen Wohnmobil.

Blick auf den Mont Ventoux aus dem Tal traumhafte Landschaft

Profil Mont Ventoux von Sault (klicken um Profil zu vergrößern)

Tour de France Etappe zum Ventoux

Die Etappe zum Mont Ventoux bildete den Höhepunkt der Tour de France 2009. Unser Lager hatten wir etwa 8 Kilometer vom Gipfel und 13 Kilometer vom Fuß des Anstiegs aufgeschlagen. Obwohl die Touretappe erst am Samstag stattfand und wir bereits Mittwoch Abend angereist sind, waren schon viele Wohnmobile zu sehen. Das spitzte sich immer weiter zu bis (laut Medienberichten nachher) etwa 500 000 Zuschauer am Ventoux waren. Einige hatten gute Stimmung im Gepäck (vielleicht waren es auch Bierflaschen), zum Beispiel die Holländergruppe "Bocht 7".

Polonaise in Bocht 7
Fahnen am Ventoux Stimmung in Bocht 7

Bei der Touretappe selbst hätten wir beinahe einen Sieg eines Deutschen (Tony Martin) bewundern können. Er fuhr in der Spitzengruppe, die natürlich am Berg in Einzelteile zerfiel. Auf den letzten Metern musste sich Martin jedoch Garate im "Zielsprint" geschlagen geben. Dahinter kämpften die Favoriten um den Sieg und die weiteren Platzierungen bei der Tour de France. Durch den enormen Gegenwind im oberen Teil des Berges war es schwer sich für einzelne Fahrer abzusetzen. Von den Favoriten kamen letztendlich Andy Schleck, Alberto Contador und Lance Armstrong als Erste im Ziel an. Die gleichen Fahrer bilden damit das Podium der Tour de France 2009. Wir waren inzwischen damit beschäftigt Fahrern zuzujubeln und dem einen oder anderen bedürftigen Fahrer eine Dusche zu verpassen.

Werbekarawanne (Wasser) Werbekarawanne (Känguruh)
Spitzengruppe mit Martin und Garate einige Fahrer brauchten dringend Abkühlung
Grupetto

Col de la Croix de Fer

Profil des Croix de Fer (klicken um Profil zu vergrößern)

Col de la Croix de Fer (St Marie de Cuines)
Länge: 24,5 km
Höhendifferenz: 1270 m
Steigung: 5,2 % (6,1% ohne Abfahrten)

Während sich der Rest noch ausruhte, das heißt sich mit einem Zeitfahren auf Alpe d'Huez begnügte fuhr Thomas den Col de la Croix de Fer. Besonders die zwei Kilometer mit über 10% nach der Zwischenabfahrt hatten es in sich. Der obere Teil entschädigt dann aber mit einer traumhaft schönen Landschaft für alle Strapazen.

Stausee am Fuß des Anstieges

Staumauer des oberen Sees

obererer Stausee und die umliegenden Gipfel

obligatorisches Passfoto

Alpe d'Huez

Profil Alpe d'Huez
Alpe d'Huez
Länge: 14,1 km
Höhendifferenz: 1090 m
Steigung: 7,7 %

Nach einer Fahrt mit vielen Umwegen (auf Grund von Strassensperrungen für den Tour de France Tross) einer Übernachtung an einem idylischen Flüsschen und der Fahrt über kaum einspurig ausgebaute Alpenpässe kamen wir endlich an dem wohl berühmtesten Anstieg der Welt an. Viele Entscheidungen in der Tour sind hier schon gefallen, zum Beispiel Armstrongs Angriff nach seinem legänderen Bluff am Berg zuvor. Direkt am Beginn des Anstieges fanden wir einen 4-Sterne Campingplatz der sogar einen, von uns allerdings ungenutzen, Pool besaß. Hier galt es die Bestzeit von unserem imaginären vierten Mitfahrer Johannes von vor 2 Jahren zu unterbieten. Den ersten Versuch unternahmen Jens und Sebastian bei allerdings noch relativ großer Hitze (34°C unten). Nach dem ersten Steilstück mit über 10% geht es relativ gleichmäßig berghoch. Nur der letzte Abschnitt im Ort ist etwas flacher. An jeder der 21 Kehren, die nach Etappensiegern benannt sind, kann man die aktuelle Höhe und die verbleibende Streckenlänge ablessen. Mit einer guten Zeit von 71 Minuten stellte Jens die Bestzeit von Johannes ein, aber konnte sie nicht überbieten. Auf der Fahrt nach unten kann man, wenn man nicht gerade mit dem anbremsen an die nächste Serpentine beschäftigt ist den Blick auf die umliegenden Gletscher und Berge genießen. Den nächsten früh versuchte sich auch Thomas bei optimalen Bedingungen (etwa 20°C) an diesem Berg und stellte mit 63m 26s die von allen Tourteilnehmern geforderte neue Bestzeit auf (13,3 km/h im Schnitt). Bei der gefahrenen Strecke liegen die weltbesten Zeiten bei ca. 40 Minuten.

Zwischenstopp auf der Fahrt nach Bourg d'Osians

Campingplatz direkt am Beginn des Anstieges weiterer Blick auf den schönen Campingplatz in Bourg d'Oisans

Blick ins Tal von Alpe d'Huez aus

Eine der 21 berühmten Kehren hinauf nach Alpe d'Huez

Blick von Alpe d'Huez auf die umliegenden 3000er Berge

Sebastian und Jens oberhalb von Alpe d'Huez

Col de Solude

Col de Solude von Bourg d'Oisans
Länge: 14,3 km
Höhendifferenz: 990 m
Steigung: 7,2%

Als letzten Anstieg auf unserer Tour hatten wir uns den Solude herrausgesucht. Von Bourg d'Osians aus fuhren wir das erste Teilstück des Col d'Ornon. Nach einer kurzen Zwischenabfahrt befanden wir uns dann im Col de Solude. Da die Straße quasi eine Sackgasse ist hatten wir kaum Verkehr und auch am Strassenbelag gab es nichts zu bemängeln. Dafür war aber der Anstieg härter als gedacht. Nur selten zeigte der Steigungsmesser unter 8% an. Oben angekommen machten wir noch ein paar Fotos und begaben uns dann wieder in die traumhafte Abfahrt, bei der wir auch noch einen Fiat stehen ließen.

Profil Col de Solude

Gipfelfoto Gipfelfoto
Kirche von Solude Blick ins Tal vom Col de Solude

Damit waren wir am fast am Ende unserer Reise angekommen. Auf dem langen Rückweg machten wir Halt in Wiesbaden und feuerten Dynamo Dresden beim 0:1 Auswärtssieg gehen Wehen Wiesbaden an.